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EUROFER: „Anhaltender Rückgang der Stahlnachfrage in der EU“
Die Europäische Stahlvereinigung (EUROFER) hat ihren Bericht „Economic and Steel Market Outlook 2024-2025, Fourth Quarter“ veröffentlicht, der die anhaltenden Herausforderungen in der europäischen Stahlindustrie beleuchtet. Der Bericht weist auf einen weiteren Rückgang des scheinbaren Stahlverbrauchs hin, der im zweiten Quartal 2024 um 1,3 % zurückging, nachdem er im vorangegangenen Quartal um 3 % gesunken war. Dies markiert die vierte jährliche Rezession in den letzten fünf Jahren und unterstreicht anhaltende Probleme wie geopolitische Spannungen, die Volatilität der Energiepreise und eine geschwächte Fertigungsindustrie.
Wichtige Erkenntnisse
Scheinbarer Stahlverbrauch
Die EU verzeichnete im zweiten Quartal 2024 einen Rückgang des scheinbaren Stahlverbrauchs um 1,3 %, wodurch der seit Mitte 2022 beobachtete Abwärtstrend weitergeht. Dies wird sich trotz früherer Hoffnungen auf eine verbesserte Nachfrage negativ auf die Prognose für 2024 auswirken.
Inländische Lieferungen
Im Einklang mit der rückläufigen Nachfrage gingen die inländischen Stahllieferungen im zweiten Quartal 2024 um 1,7 % zurück, nachdem sie im vorherigen Quartal um 5,6 % gesunken waren. Dieser Trend unterstreicht die anhaltenden Herausforderungen, mit denen europäische Stahlhersteller konfrontiert sind.
Importe
Die Stahlimporte in die EU, einschließlich Halbfertigprodukten, gingen im zweiten Quartal 2024 leicht um 1,5 % zurück. Trotz des Rückgangs blieb der Anteil der Importe am scheinbaren Verbrauch mit 28 % historisch hoch, was auf einen starken Wettbewerb durch Nicht-EU-Produzenten hinweist.
Stahlverbrauchende Sektoren
Der Steel Weighted Industrial Production Index (SWIP), ein Proxy zur Messung des realen Stahlverbrauchs, sank im zweiten Quartal 2024 um 2,1 %, was den zweiten aufeinanderfolgenden vierteljährlichen Rückgang markiert. Besonders betroffene Sektoren wie Bauwesen und Automobilindustrie trugen maßgeblich zum allgemeinen Rückgang der Stahlnachfrage bei.
Ausblick
EUROFER prognostiziert, dass der scheinbare Stahlverbrauch im ganzen Jahr 2024 eine moderate Rezession von 1,8 % erfahren wird – eine nach unten korrigierte Prognose, nachdem zuvor ein Anstieg von 1,4 % erwartet wurde. Für 2025 wird eine moderate Erholung von 3,8 % erwartet, allerdings werden die Verbrauchsmengen voraussichtlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau bleiben. Die Gesamtentwicklung der Stahlnachfrage bleibt stark unsicher und wird durch Faktoren wie Energiepreise, geopolitische Spannungen und wirtschaftspolitische Maßnahmen beeinflusst.
Diese anhaltenden Herausforderungen auf dem Stahlmarkt haben europäische Interessenvertreter der Stahlindustrie, darunter EUROFER, dazu veranlasst, gemeinsam mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments die Verabschiedung eines EU-Stahl-Aktionsplans zu fordern. Unter dem Leitsatz „Europa braucht Stahl, und Stahl braucht Europa“ zielt die Initiative darauf ab, die dringenden Probleme des Sektors anzugehen, darunter steigende Energiekosten, starker Wettbewerb durch Nicht-EU-Produzenten und der dringende Bedarf an Finanzmitteln für die grüne Transformation. Die Koalition, bestehend aus Branchenführern und Arbeitnehmern, warnt, dass ohne rasches und entschlossenes Handeln der europäische Stahlsektor vor einem irreversiblen Niedergang steht.
Für eine umfassende Analyse steht der vollständige Bericht auf der EUROFER-Website zur Verfügung.
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